Südkorea 2
(13. - 21. September 2017)
(geschrieben von Flinke Feder am 10. November 2017 redigiert vom grün gefiederten Papageienvogel mit drei Buchstaben; dem Ara)
(Die Red.) Für unsere geschätzten Leser des Reisemagazins „Leise Reisen„ berichten wir in diesem Artikel von der Solatrike II Reise quer durch Südkorea, von Seoul nach Busan. Die Reise führte entlang dem Cross-Country Bike Path (Fahrrad weg quer durch Korea).
Flinke Feder (FF): „Cross-Country“ klingt so nach querfeldein, war es das?
South Korea 2
(September 13. – 21. 2017)
(Written by Power Pen on November 10, 2017 edited of the Green-feathered Parrot bird Macaw)
(Editorial) For our esteemed readers of the travel magazine „Gravel travel“: We report in this article from the Solatrike II trip across South Korea from Seoul to Busan. The trip led along the cross-country bike path.
Power Pen (PP): Cross-country sounds like off-highway, was it like that?
David Brandenberger (DB): Das bezieht sich nur auf das „quer durch das Land“ und hat nichts mit querfeldein zu tun. Der Fahrradweg ist im Grunde ein aus vier Teilen bestehender Weg, welcher aber zusammenhängend durch gefahren wer-den kann. Das erste kurze Teilstück von Incheon nach Seoul hatte ich ja schon abgeradelt. (Siehe letzter Blog)
FF: Seit langem bist Du endlich wieder längere Stücke auf einem Veloweg unterwegs. War das schön?
DB: Der Radweg führte zum grössten Teil abseits vom Verkehr durch, kurze Stücke war er einfach ein Teil der Strasse, oder gar direkt auf der Strasse ohne Abgrenzung. Einerseits war es schön einmal ohne brausenden Verkehr und Lastwagen zu fahren. Andererseits war man schon etwas abseits vom Ge-schehen. Das war wie in einer Blase, die führte auch ausser-halb der Städte durch und ich musste regelrecht eine Aus-fahrt finden, wenn ich in einen Ort wollte, um einzukaufen. So kam man eigentlich fast nie mit der Bevölkerung in Kontakt. Die Leute, die man traf, waren auch Velofahrer, doch die spulten ihr Training ab und hielten selten an für einen Schwatz.
FF: Das Fahren stelle ich mir aber leicht vor auf einem Velo-weg schön am Fluss entlang.
DB: Das hatte ich mir auch so vorgestellt, nur hatte ich die Rechnung nicht mit der koreanischen Strassenbaugesell-schaft gemacht. Entweder hatten hier die Griechen gebaut, oder sie wollten die Griechen übertrumpfen. Es mussten näm-lich zig Brücken überquert werden und die Auf- und Abstiege zu den Brücken waren so steil, dass ich mir fast Steigeisen kaufte.
FF: Jetzt übertreibst Du!
DB: An einer Stelle war es 21% - jedenfalls stand das auf der Tafel, vielleicht waren es auch mehr. Zu
Oberst versperrten 10cm hohe Gumminoppen in drei Reihen die Strasse. Da musste ich umkehren und einen anderen Weg suchen – zum Glück kam ich von oben und nicht von unten. (Video) Eine andere Stelle war gar nicht zu bewältigen; erst schob ich das Vehikel einen
Holzverbau hoch mit Hilfe des Vordermotors. Als ich um die Ecke kam, war die Strasse derart steil, dass ich umdrehen musste. Das war steiler, als Teile der Talabfahrt von der Madrisa runter oder
die Piste „Gipfel Nord“ beim Weissfluh-gipfel auf Parsenn. Da kam ich unmöglich hoch. (Video) Das ist auch mit normalen Tourenvelos eine Tortur. Zwischendurch ist es eher für Mountainbikes gebaut und nicht für Langstreckenradler. Bei
einer weiteren Stelle halfen mir Einheimische hoch zu schieben. (Video)
FF: Es hat aber auch noch einen Pass dazwischen gehabt. War der nicht steil?
DB: Von dieser Seite her ist er wohl weniger steil, doch immer noch genug steil, dass ich nur mit dem Vordermotor fahren konnte. Da fuhr ich nicht schneller als 7km/h – zermürbend so was. (Video) Dazu kam, dass es über zwei Berge führte. Auch den Flüssen entlang wäre es schöner gewesen, wären die Tausend Hügel und Brücken nicht im Weg gestanden.
FF: Führte der Weg denn nicht immer den Flüssen entlang?
DB: Jedenfalls nicht so oft, wie man denkt. Da hat es Hügel, die umfahren, darübergefahren oder auch im Tunnel durch-gefahren werden. Dazu führt der Weg zwischendurch auch ziemlich weg vom Fluss.
FF: Du klingst sehr negativ. Gab es auch schöne Abschnitte?
DB: Ja klar, auch die gab es. Als ich über eine Brücke fuhr, hatte ich einen schönen Ausblick in ein hübsches Seitental. Der Weg brachte mich dann genau da durch und mündete in eine wunderschöne Flussbiegung. (Video) Auch an ander-en Abschnitten, wenn man dem Fluss folgen konnte, war es herrlich zu fahren. Teilweise fuhr man auch über einen Damm und da oben war der Ausblick wunderbar – nur nicht wie man rauf und runter kam.
FF: Erzähl mal der Reihe nach; Du fuhrst von Seoul los. Hattest Du den Radweg auf Anhieb gefunden.
DB: Sicher, wo denkst du hin? Ich habe aber vorher ausge-kundschaftet, wo ich da wieder in die Veloweg-Blase komme. Anschliessend sauste ich dem sich schlängelnden Fluss entlang durch die grosse Stadt. Im Vorfeld musste ich mich auch über das Satellitenbild erkunden über welche Brücke ich über den Fluss komme. Der auf der Karte ange-gebene Weg hätte nämlich bei Treppen geendet. Die Brücke, welche ich wählte, war mit engen Spitzkehren hinauf und hinunter zu fahren. Das war auch mühsam, ging aber besser, als Treppensteigen. (Video) An einer der Stempel-stellen, war ein Kunstmuseum mit ein paar hübschen Stücken draussen.
FF: Sag nicht, dass Du auch noch unterwegs Kunstmuseen besucht hast?
DB: Dies war schon geschlossen…
FF: Zum Glück! Wo hast Du eigentlich übernachtet?
DB: Meistens im Zelt, doch die Campingplätze waren schon geschlossen. So musste ich beim ersten Camping etwas ausserhalb mein Zelt aufstellen, drinnen durfte ich nicht. Wenigstens konnte ich beim Camping noch Wasser auffüllen.
FF: Hast Du auch Wasser unterwegs gekriegt?
DB: Der Radweg hörte einfach bei einer Baustelle auf und ich musste mir den Weg suchen. Als ich bei einer Kreuzung an-hielt, um nach der Richtung zu schauen, schenkte mir ein Ladeninhaber eine grosse gekühlte Flasche Wasser und eine Stange mit Kartoffelchips. Er wollte mich eigentlich unbedingt zum Kaffee einladen, obwohl nur Koreanisch sprach. Später traf ich einen jungen Koreaner, der die ganze Strecke von Seoul nach Busan auf dem Elektro-Trottinett fuhr.
FF: Hast Du auch einen Pausetag eingelegt?
DB: Am dritten Tag in Chungju, wo ich in einem Gasthaus nächtigte, fuhr ich zum Stausee hoch, um den Radweg zu Ende zu fahren. Leider war das Stempelhäuschen so ver-steckt, dass ich daran vorbeifuhr und weit hoch der Stau-mauer vorbei am See entlang pedalte. Dort hatte ich wenig-stens einen schönen Ausblick in die Berge, bevor ich wieder zurückfuhr und das rote Telefonhäuschen mit dem Stempel darin fand. An diesem Tag liess ich den Anhänger natürlich beim Haus und flitzte nur mit dem Trike durch die Gegend – das macht umso mehr Spass!
FF: Wie war das Wetter bei der Tour?
DB: Anfangs war es noch schön, doch gerade an dem Tag, an welchem ich den Pass zu bewältigen hatte,
änderte sich die Wetterlage und es blieb bewölkt. Unterwegs plauderte ich noch mit einem koreanischen Rennradfahrer, der neben mir herfuhr und danach traf ich zwei Belgier auf derselben Strecke.
Langsam kroch ich die Passstrasse hoch und endete bei 544m in einer hübschen Berglandschaft. Hinunter ging es ziemlich flott, bis die Bremsen glühten. Bei einer Pension frag-te ich, ob ich zelten
darf, weil es auf einem Schild stand. Zu meiner Überraschung war es kostenlos und Strom bekam ich auch noch dazu. Nachdem ich gekocht hatte, brachten sie mir noch einen Teller mit Abendessen –
das war zu viel des Guten, das konnte ich nun nicht auch noch annehmen – zudem war ich ja schon satt. (Video)
FF: Warst Du nicht während des Abendessens attackiert worden?
DB: Plötzlich krachte es im Wald nebenan und etwas Grosses schwebte knapp über meinen Kopf hinweg. Dann plumpste was nebenan zu Boden – eine halbe Katze. Wer wirft hier mit Katzen um sich?
FF: Das war wohl eine Eule oder so was Ähnliches – unser Ara kann es nicht gewesen sein, der isst keine Katzen.
ARA: Halt die Schnauze Flinke und stelle gescheite Fragen!
FF: Hoppla, wer krächzt da so? Hast Du Dich am nächsten Tag verirrt oder bist Du zum Spass im Zickzack gefahren?
DB: Nö eigentlich nicht. Der ausgeschilderte Radweg verlor sich plötzlich in einer Strasse, da bin ich umgekehrt und folgte einer anderen Signalisation. Nach ein paar Kilometern war da aber auch Schluss und ich stand in einer Baustelle. Es wurden die Strasse und der Radweg gleichzeitig neu gebaut und ich musste wieder auf die Strasse zurück einen grossen Umweg machen, bis ich wieder zurück auf dem Radweg war.
FF: Dort fielst Du fast in ein Loch hinein.
DB: Der Radweg führte neben der Strasse teilweise auf Bretterwegen durch oder auch auf kleinen
Strässchen. So eines brachte mich in eine Senke und der Aufstieg zur Strasse war wieder fast überhängend. Da blieb ich kurz stecken – vor mir der steile Hang und hinter mir ein grosses Loch, wo
einmal ein Bach war. Hätte ich die Handbremse losgelassen, wäre der Anhänger im Loch verschwunden. Irgendwie mit hin und her manövrieren konnte ich schlussendlich wenden und einen anderen Weg aus
der Senke suchen. (Video)
FF: Dies hast Du auch in einem der Videos dokumentiert. Wie viele Videos hast Du gedreht?