China 4 (6. – 22. Juli 2017)
(geschrieben von Flinke Feder am 24. September 2017 redigiert vom grün gefiederten Papageienvogel mit drei Buchstaben; dem Ara)
(Die Red.) Das Solatrike fährt von der Region Ningxia zur Inneren Mongolei, vom Gelben Fluss durch die Steppe beim Mausoleum von Dschingis Khan vorbei bis nach Hohhot, wo dem Fahrer im Kunstmuseum grosse Ehre erteilt wurde. Viel Spass wünscht die Redaktion des Reisemagazins „Leise Reisen„.
Flinke Feder (FF): Wir waren in Zhongwei stehen geblieben. Wo fuhrst Du weiter?
China 4 (July 6. – 22. 2017)
(Written by Power Pen on September 24, 2017 edited of the Green-feathered Parrot bird Macaw)
(Editorial) The Solatrike drives from the region of Ningxia to Inner Mongolia, from the Yellow River through the steppe at the mausoleum of Genghis Khan to Hohhot, where the driver was given great honor in the art museum. The editorial team of the travel magazine „Gravel travel“ wishes you a lot of fun.
Power Pen (PP): We stayed in Zhongwei. Where did you go afterwards?
David Brandenberger (DB): Es war ein spontaner Entschluss, als ich auf der Strasse ein Schild sah und ich besuchte die Klosteranlagen und Tempel von Shikong, wo ein grosser Buddha sein soll. Den habe ich zwar nicht gefunden, aber die Anlage wird ziemlich restauriert. Ein paar alte Wandbilder sind schon zu stark verwittert, dass man die noch retten kann. Ein Mönch liess es sich nicht nehmen und wollte unbedingt eine Runde mit dem Solatrike drehen. Dafür kostete die Besichtigung nichts.
FF: Unweit davon konntest Du wieder feiern.
DB: Die 19‘000 Kilometer waren geradelt und ich konnte am Nachmittag die berühmten 108 Pagoden am Gelben Fluss besuchen. Das war einer der Sehenswürdigkeiten, die ich besuchen wollte und nun stand ich da – ein sonderbares Gefühl. Abends stellte ich in der Nähe mein Zelt in die Land-schaft bei 35°C.
FF: Dein Weg führte Dich mit Malven gesäumten Strassen dem Gelben Fluss entlang nach Yinchuan für ein paar Tage Pause.
DB: Ich musste das Hinterrad wieder justieren lassen. Dabei habe ich gleich einen neuen Pneu montiert, da der Alte durchgefahren war. Ein Aluröhrchen in der Achse musste auch gleich erneuert werden – nun quietscht es nicht mehr so grausam. Die Reparaturzeit nutzte ich, um zur alten Pagode zu pilgern. Von oben habe ich eine Kirche erblickt und als ich da angekommen war entpuppte sie sich mit einem schönen Altarbild: „Jesus als der gute Hirte“ ist etwas ungewöhnlich für eine katholische Kirche. Abends habe ich noch die Stadttore besichtigt. Beim Südtor auf dem grossen Platz steht ein Karaoke-Sänger neben dem Anderen – ein riesiges Soundchaos, doch das stört hier niemand. Daneben sind noch Musiker, die auf traditionellen Instrumenten spielen und Leute, die dazu tanzen.
FF: Von dem hast Du ein interessantes
Video gedreht. (Siehe rechte Spalte)
DB: Sowas sieht man bei uns nicht alle Tage. Ich besuchte dafür am nächsten Tag das Museum.
FF: Zu meinem Leidwesen! Dir wurde aber zum ersten Mal etwas geklaut.
DB: Alle gelben und ein paar silberne Reflektorkleber am An-hänger waren plötzlich weg. Naja – ich habe noch Andere und sonst fehlt nichts, aber es war schon ein sonderbares Ge-fühl und ein kleiner Schock.
FF: Bei der nächsten Fahrt hast Du etwas übertrieben mit den Sehenswürdigkeiten.
DB: Erst fuhr ich zu dem Xixia Mausoleum, das sind eigentlich etliche verwitterte Pagoden, die auf einem weiten Feld ver-streut liegen, aber nur wenige können besichtigt werden. Wegen ihrer konischen Form werden sie auch Pyramiden vom Orient genannt. Ein paar Kilometer weiter am Rande des Helan Gebirges stehen die Zwillingspagoden in Baisikou, welche auch sehr alte Ursprünge haben. Zuletzt besuchte ich noch ein paar Kilometer weiter die „Rock Art of Helan Moun-tains“ (Petroglyphen), die in einem Tal zu Hauf in den Stein geritzt oder aufgemalt sind. Mittlerweile ist mein Auge so ge-schult, dass ich sogar weitere nicht markierte Petroglyphen ausmachen konnte.
FF: Du Angeber! Es war schon fünf Uhr abends und Du wolltest noch weiter. Haben die Zeit und die Energie gereicht?
DB: Das war wirklich ein Wettlauf mit der Zeit und ich flitzte teilweise mit 30km/h über den Asphalt. Erst gegen 21.00 Uhr habe ich das Hotel gefunden, nachdem ich die Stadt fast nicht fand. Ich stand an einer Kreuzung mitten im Nichts – keine Häuser, nur lichte Bäume – und fragte ein paar Jungs wo die Stadt sei. Die gaben mir zur Antwort, ich sei schon mitten in der Stadt. Das wäre, als würde ich Wanderer am Hüenersee im hintersten Eck des Schlappintals sagen, sie seien mitten in Klosters. Die Relationen sind halt etwas anders in China. Ich habe mir wieder ein Tag Pause gegönnt an dem ich das Gepäcknetz nochmals reparierte und die Stadt Shizuishan angeschaut. Als ich auf einer Parkbank sass und Tagebuch schrieb, haben mir die Leute ins Buch geschaut. Das muss wohl sehr spannend sein. Die Chinesen sind sehr neugierig.
FF: Du hast Dich vom Gelben Fluss verabschiedet und fuhrst in die Innermongolische Steppe rein.
DB: Das war gar nicht so einfach, denn bei der nächsten Stadt habe ich mich so verfahren, dass ich erst nach 5km merkte, dass ich Flussauf- statt –abwärtsfuhr. Dafür schenkten mir an einer Tankstelle die Leute gleich sechs Liter Wasser. Das muss auch einmal erwähnt werden!
FF: Die Gegend war aber nicht gerade berauschend.
DB: Kaum vom Gelben Fluss über den Hügel gefahren, steht ein Kraftwerk neben dem Anderen; Kohle, Gas, Atom – alles Wüste – und ich mit meiner erneuerbaren Energie flitzte da-zwischen durch. Anschliessend gelangte ich in die unend-liche Steppe der Inneren Mongolei, wo ich zwischen den Feldern mein Zelt aufstellen durfte. Ein Zeltplatz zu finden ist auch nicht so einfach, denn die ganze Steppe ist heute in Privatbesitz unterteilt und eingezäunt.
FF: Wie ist denn die Topografie dieser Steppe?
DB: Grausam als Velofahrer! Das ist ein auf und ab; Hunderte von Hügelzügen durchqueren die Steppe und ich kam mir vor, als wenn ich ständig bergauf fahren würde. Dazu kam noch, dass ich am selben Tag im rechten Rad des Anhängers zweimal einen Plattfuss hatte. Das alles in der brütenden Hitze eines Backofens. Dafür fand ich am Abend eine schöne natürliche Grube für mein Nachtlager.
FF: Sah der nächste Tag genau gleich aus?
DB: Ziemlich – nur ohne Plattfuss – dagegen ein ewiges hoch-fahren auf dem Plateau, welches bis 1500m.ü.M. liegt. Dazu kamen aber noch zwei Gewitterzellen und ich mitten drin. Eigentlich führte die Strasse schön oben am Berggrat ent-lang, aber ich hatte dafür in dem Moment kein Verständnis. Meine Sorge lag, ob die Energie noch reicht, ohne dass ich zwischen zwei Hügeln stecken bliebe. Alle Wege, die in den jungen wieder aufgeforsteten Wald führten, waren Sand-wege, wo ich stecken bleiben würde. Also konnte ich mich auch nirgends verschlaufen.
FF: Hat die Energie gereicht?
DB: Gott sei Dank schon! Die Strasse führte schlussendlich in Wellen hinunter und ich fand zwischen den Bäumen ein Plätz-chen für mein Zelt…
FF: …und das unweit vom Mausoleum des Dschingis Khan entfernt…
DB: …was mir aber niemand sagte. Keiner scheint Dschingis Khan zu kennen. Entweder wird das Kapitel in der Schule nicht erwähnt, oder es wird etwas anders erzählt. Genau genommen war die grosse Mauer unnütz und China wurde von den Mongolen überrannt. Für ein paar Jahrzehnte wurde die Chinesische Dynastie von Mongolen beherrscht – es wird in China einfach anders erzählt. Aber wir in der Schweiz glaubten auch, dass unser Militär uns vor den Nazis geschützt hätte…
FF: Du driftest wieder ab, denn Du hattest Dich jämmerlich verfahren – über 20km!
DB: Musst Du das jetzt so ausschlachten? Weil mir niemand sagen konnte, wo das Mausoleum sei, und es allenfalls nur in Chinesisch angeschrieben war, folgte ich der Schnellstrasse und merkte erst nach 20km, als die nächste Stadt in Sicht kam, dass ich vollkommen falsch war. Von meinem Cam-pingplatz aus hätte eine Sandpiste ein paar Kilometer weiter bis zum Mausoleum geführt. Ich wollte es aber unbedingt be-suchen, da ich extra diesen Weg gewählt hatte. Also alles kehrt und 20km wieder zurück. Frag‘ mich jetzt nicht, ob sich das alles gelohnt hatte, denn der Khan liegt sowieso nicht dort (das bleibt verschollen), sondern hatte allenfalls dort ab und zu seinen Regierungssitz.
FF: Für das fährst Du 40km in der Gegend herum?
DB: Was habe ich Dir gerade gesagt? Du willst doch nicht, dass morgen Deine Zahnbürste ins Leere greift? * Klar hatte ich am Abend 134 statt der 90 km gemacht und das natür-lich auch wieder auf und ab über gefühlte 77 Hügel, obwohl ich jetzt quer zur Richtung der vorhergehenden Tage fuhr. In einer Stadt verlor ich mich in einer Baustelle und ein hilfsbe-reiter Typ hat mich dann durch die Stadt gelotst. Kaum aus der Stadt raus goss es in Strömen und ich schwamm über die Strassen.
FF: In Dongshen hast Du im Hotel übernachtet. Was machst Du mit der fehlenden Energie?
DB: Die lade ich über ein Ladegerät in die Batterie. Es ist also nicht alles Sonnenenergie, die ich nutzen kann. Am Morgen, als ich loswollte, stellte ich mit Schrecken einen Plattfuss im Hinterrad des Trikes fest. Es hatte sich wirklich eine Drahtspitze zwischen das Profil des neuen Pneus durchgebohrt – eben nicht unplattbar! Die Strassen aus der Stadt hinaus sind mit Tausend Schwellen bestückt – sehr mühsam zum fahren. Da kommt man nicht auf Touren. Ich komme mir manchmal vor in Zeitlupe zu fahren. In Dalad steht eine LKW-Werkstatt neben der Anderen – die Strasse leidet dementsprechend.
FF: Bei Baotou bist Du wieder an den Gelben Fluss gelangt.
DB: Dafür hätte ich diese riesige Stadt fast nicht gefunden und nur per Zufall am Ende das Hotel erreicht.
FF: Das war aber ausgebucht.
DB: So hatte es mir der Besitzer weismachen wollen, doch da war kein Gast zugegen, eher wurde alles renoviert. Ich habe mich dann im Hotel gegenüber eingenistet.
FF: Nach einem Pausetag bist Du weiter geradelt. Es scheint, als machst Du nur Pause und verfährst Dich.
DB: Erzähl keinen Quatsch! Erst habe ich den Velohändler Guoxu Lee besucht, den ich über „Warmshowers“ kennen lernte. Er hat mir den Wechsler justiert und die Kette ange-passt. Kaum war ich aus der Stadt raus und in mitten der Baustellen, überschritt mein Tacho die 20‘000 km. Das ist schon eine etwas magische Zahl, doch die Baustelle relati-vierte alles wieder. Unterwegs passierte ich ein buddhistisches Kloster, das gerade am Berg einen riesigen Betonbuddha baut. Den brauchen sie wohl eher für Publicity zu erlangen – nicht Erleuchtung. Es steht wohl im Schatten des berühmten Meidai Kloster, welches ich später am Tag anschaute.
FF: Wie sah die Landschaft aus?
DB: Links Berge, rechts Landwirtschaft und Dörfer. Alles ist dreckig, improvisiert, wird abgerissen, steht leer oder man baut schon seit Jahren daran herum. Die Läden sind auch eigenartig: Tritt man ein, meint man im Schlafzimmer zu stehen – ein Bett steht rum und jemand fläzt sich darin. Alle angebotenen Waren stapeln sich in einem riesigen Durch-einander. Manchmal wusste ich wirklich nicht, ob ich nun in einem Laden oder bei jemandem Privat eingetreten war.
FF: In Hohhot hast Du Dich auch nicht zu Recht gefunden.
DB: Ich kapier die chinesische Beschilderung immer noch nicht. Steht auf einem Schild; die Strasse X sei rechts, ist sie nicht rechts, sondern diese Strasse führt zur Strasse X, oder so. Jedenfalls musste ich meinen Gastgeber Dong anrufen, der mich dann zu seinem Haus lotste. Mein Gepäck luden wir in die Wohnung und danach fuhren wir an den Rand der Stadt, wo er einen Lagerraum hat und ich mein Trike einstellen konnte für die nächste Zeit.
FF: Du bliebst einige Zeit in der Stadt?
DB: Eher das Trike, ich musste ja nach 60 Tagen China ver-lassen, weil mein Visum auslief. Also buchte ich einen Flug in die Mongolei. Vorher habe ich mir aber noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Hohhot angeschaut und das Visum für die Mongolei ergattert.
FF: Wie kam das mit der Ehre im Kunstmuseum der Inneren Mongolei?
DB: Per Zufall lief ich daran vorbei und es war gerade Eröffnungstag mit Presse und Ansprachen. Ich habe mir das Museum angeschaut und dann wurde ich von einem an-wesenden Künstler entdeckt. Er stellte mich vielen Leuten vor, ich wurde fotografiert und wie ein berühmter Künstler be-handelt – mir war das irgendwie unangenehm, stellte ich ja gar nicht aus. Jedenfalls ist jetzt meine „Künstlerunterschrift“ im Museum auf einem grossen Papier verewigt.
FF: Bevor Du in die Mongolei gereist bist, hast Du noch die Klöster und Tempel in Hohhot angeschaut.
DB: (Zitat aus dem Tagebuch) Irgendwie sehen die langsam alle gleich aus. Über und über bemalt in bunten Farben, Tausend Buddhas und dergleichen überall. Hier ist natürlich alles mit Gebetsfahnen behängt und Gebetsmühlen stehen rum, da die Innere Mongolei und Tibet eine starke Bindung hat. Ich sehe überall nur noch Fratzen, Drachen und ein-schüchternde Gesichter. Die Gebetsmühlen dürfen nur links-herum gedreht werden… immer dasselbe: Stupide Regeln, um die Leute gefügig zu machen und zu unterdrücken.
FF: Mit solchen Aussagen wirst Du nie Erleuchtung erhalten.
DB: Die brauche ich auch nicht – ich habe schon das Ewige Leben erhalten, und zwar aus Gnade und nicht aus eigenen Bemühungen – das ist der grosse Unterschied!
FF: Ich sehe Du bleibst Christ auch im Umfeld anderer Religionen.
Dieser Blog hat natürlich auch sein dazu gehörendes Video (China 5) mit weiteren Einblicken, sowie auch die Fotos in „China 2“ und „Solatrikefotos China“. Der nächste Blog führt uns dann in die Mongolei.
* Zitat-Quelle: Dominik Brühwiler
Anm. d. Red: Aktuelle Telefonnummer in Südkorea:
- Handy: ++82 010 596 7598
David Brandenberger (DB): It was a spontaneous decision when I saw a sign on the street and I visited the monasteries and temples of Shikong, where a great Buddha should be. I couldn’t find it, but the facility is quite to be restored. Some old murals are already too heavily weathered, that you can’t save them. A monk wanted eagerly to drive the Solatrike for a moment. But instead the visit didn't cost anything.
PP: Not far from that you could celebrate again.
DB: The 19 ' 000 kilometers were cycled and I was able to visit the famous 108 pagodas on the Yellow River in the after-noon. That was one of the sights I wanted to visit and now I stood there – a strange feeling. In the evening I pitched my tent near there into the landscape at 35 °C.
PP: Your path led you with Mallow-lined streets along the Yellow River to Yinchuan for a few days break.
DB: I had to adjust the rear wheel again. I installed a new tire, as the old one was worn out. A small Aluminum tube in the axle also had to be replaced immediately – now it doesn't squeak so cruel anymore. I used the repair time to take a walk to the old pagoda. From above I saw a church and when I arrived there it turned out to have a beautiful altar-piece: "Jesus as The Good Shepherd" is something unusual for a Catholic church. In the evening I visited the city gates. At the south gate on the big square there is a karaoke singer next to the other – a huge sound chaos, but no one disturbs this. There are also musicians who play on traditional instruments and people who dance to it.
PP: You made an interesting video. (See below)
DB: We don't see anything like this all day. I visited the museum the next day.
PP: To my chagrin! There was something been stolen for the first time.
DB: All the yellow and a pair of silver reflective stickers on the trailer were suddenly gone. Well – I have others and nothing else is missing, but it was a strange feeling and a little shock.
PP: On the next trip you exaggerated a bit with the sights.
DB: First I drove to the Xixia mausoleum, which in fact are quite a few weathered pagodas, scattered on a wide field, but few can be visited. Because of their conical shape, they are also called Pyramids of the Orient. A few kilometers further on the edge of the Helan Mountains are the twin pagodas in Baisikou, which also have very old origins. Last I visited a few kilometers further the "Rock Art of Helan Mountains" (Petroglyphs), which are in a valley in heaps carved in the stone or painted. Meanwhile my eye is so trained that I could even discover more unmarked Petroglyphs.
PP: Show-off! It was already five o'clock in the evening and you wanted to go further. Was it still enough time and energy?