Kanada 5
Calgary - Edmonton
(24. August – 7. September 2024)
(Geschrieben von Flinke Feder vom 28. August – 12. September 2024, redigiert vom grün gefiederten Papageienvogel; dem Ara)
(Die Red.) Für das Solatrike war die Reise noch nicht vorbei und rumpelte weiter über Drumheller bis Edmonton. Dieses Abenteuer wird hier im Reisemagazin «Leise Reisen» ausführlich beschrieben.
Canada 5
Calgary - Edmonton
(August 24. – September 7. 2024)
(Written by Power Pen from August 28. to September 12. 2024, edited by the green-feathered parrot bird, the macaw)
(The editors) For the Solatrike, the journey was not over yet and continued via Drumheller to Edmonton. This adventure is described in detail here in the travel magazine "Gravel Travel".
Stürmischer Wind
Flinke Feder (FF): Warum bist du aus Calgary losgezogen?
David Brandenberger (DB): Ich beabsichtigte unbedingt nach Drumheller zu trampeln.
FF: Was ist da so speziell?
DB: Da steht das grösste Dinosaurier Museum der Welt und die Gegend rundherum ist ausserdem sehenswert.
FF: Hatte es die Fahrt dahin in sich?
DB: Erst rumpelte ich dem Fahrradweg entlang und folgte einem Fluss. Doch am Ende stand eine Barriere, bei der ich nicht durchkam, im Wege. Nach der Kehrtwende über Gras und Kies hiess es für mich einige Kilometer zurückzufahren.
FF: War dies das einzige Hindernis.
DB: Nicht direkt ein Hindernis, aber ein fürchterlich mit voller Kraft blasender Seitenwind von rechts machte mir zu schaffen. Der war so heftig, dass es mir zwei Panels fast weggewindet hatte. Mitten im Sturm band ich provisorisch einige Kabelbinder wieder hin. Just einen Tag vorher hat mir Dany erklärt, dass es inzwischen Kabelbinder aus Metall gäbe. Die hätte ich gebraucht. Endlos strampelte ich geradeaus über die Hügel. Bei Langdon führte mein Weg glücklicherweise links weg und so erfreute ich mich an etwas Rückenwind. Eine noch längere fadengerade Strasse folgte. Bei Irricana setzte ich mich auf eine Parkbank, erschöpft vom Wind und genoss erst einmal meinen Lunch, danach stellte ich im Campingplatz mein Zelt auf. Ich hatte genug Wind für heute.
FF: Hast du die Solarpanels dann besser montiert?
Drumheller
DB: Dabei nutzte ich alle Löcher, die ich fand für eine weitere Fixation, damit die Panels auf dem Anhänger bleiben,
FF: Gab es am nächsten Tag etwas anzuschauen?
DB: Nach 60 km und weniger Wind kam ich beim Horseshoe Canyon (Hufeisen Schlucht) an, den ich mir genauer anschaute. Der Fluss hat sich hier durch die Gesteinsschichten gefressen und ein Labyrinth aus Tälern geschaffen. Einige Kilometer weiter durchstösst die Strasse dieselben Gesteinsschichten und führt so abschüssig hinunter, dass meine Bremsen glühten. Drumheller liegt unten im Tal am Red Deer River und alle Strassen hinaus aus dem Tal sind extrem steil.
FF: Was Blöderes hast du dir da zusätzlich angeschaut?
DB: Den weltgrössten Dinosaurier: Ein T-Rex dreimal grösser, wie im Original ist innen zugänglich bis zur Aussichtsplattform in dessen Maul. Ich musste unbedingt an einem Sonntag ankommen, wenn alle Familien des Weiteren hier sind. Die Aussicht ist gar nicht herausragend, demnach hätte ich mir das sparen können.
FF: Warst du nur wegen dem hier?
DB: Das war nur Beigemüse. Drumheller hat wirklich mit den Dinosauriern einen an der Waffel. Überall stehen die Viecher herum, teilweise schrecklich fragwürdig bemalt und jedes Geschäft hat einen herumstehen. Es gibt einen Dinosaurier-Loop von 50 km, den ich ab radelte. Kurz nach dem Start vom Campingplatz aus gelangte ich zum Horsethief Canyon (Pferdedieb Schlucht). Der ist nicht so überlaufen, wie der andere. Kurzum stieg ich hinunter und erkundete die Gegend auf eigene Faust. Bei einem faszinierenden Plätzchen setzte ich mich hin und skizzierte die Aussicht.
FF: Hast du erneut hinausgefunden?
Hoodoos
DB: Ich folgte einer Spur, die sich aber verlor, und so fand ich mich in einem der Täler wieder. Märchenhafte Aussichten zwar, doch heillos verirrt. Demzufolge stieg ich an einer Flanke hinauf und oben bemerkte ich: Falscher Hügel. Ich stieg ins nächste Tal hinunter und dort erneut hoch, wo ich abgestiegen bin. Nicht zu empfehlen für ungeübte Wanderer. Einige Schichten sind erheblich fragil und bieten kaum halt.
FF: Wie war der Rest des Rundweges?
DB: Der führte an den Ölfeldern vorbei und steil hinunter zu einer Fähre. Auf der anderen Seite abermals sausteil hoch. Zum Glück pedalte ich mit leerem Anhänger. Voll wäre ich nicht hochgekommen. Ein kräftiger Gegenwind grüsste mich oben erneut und die Strasse führte später wieder hinunter dem Fluss entlang zurück nach Drumheller. Für eine Rundfahrt per Auto womöglich zu empfehlen, aber mit dem Velo ist es nicht faszinierend. Irgendwann hat man die Gesteinsschichten gesehen.
FF: Wohin unternahmst du den nächsten Ausflug?
DB: Nach Osten erst zu der Hängebrücke bei Rosedale und weiter zu den Hoodoos. Das hatte ich mir grösser vorgestellt. Die sind enttäuschend klein, mit Touristen überschwemmt, darum abgeschirmt und mit Metalltreppen und Stegen versehen. Die Gegend hier in Drumheller gleicht mitunter Göreme, bloss im Kleinformat.
FF: Wieso hast du da trotzdem eine Menge Zeit verbracht?
DB: Ich fertigte eine Skizze der Hoodoos an und das braucht Zeit. Verständlicherweise bin ich ein wenig in der Gegend herumspaziert, um hochwertige Fotos zu schiessen.
FF: Wie war das Wetter?
Falsche Strasse
DB: Am Tag vorher Sonnenschein, jetzt bedeckt und morgen soll es regnen. Darum bot mir der Campingwart an in einem leerstehenden Campingwagen zu übernachten. Ich habe schon zuvor alle Gepäckstücke ins Zelt verfrachtet, um mit leerem Anhänger herumzufahren. Die Wetterprognose war einmal korrekt. Es schüttete den ganzen Tag.
FF: Bist du im Wohnwagen geblieben?
DB: Keineswegs. Ich hastete zum Dinosauriermuseum, das hatte ich mir für den Regentag gespart. Es ist riesig, mit einer Vielzahl von Informationen und Fundstücken. Die vielen Dinosaurierskelette sind aber alle Rekonstruktionen. Es ist hochinteressant und ergiebig, nur der Wanderweg mit Informationstafeln konnte ich wegen des intensiven Regens nicht mehr anschauen.
FF: War das Wetter besser am nächsten Tag?
DB: Es war etwas kühl, aber die Sonne schien und somit ein geeigneterer Tag für die anstehende lange Fahrt. Frohen Mutes zog ich los beim Horseshoe Canyon vorbei und kurbelte mich schweisstriefend die steile Strasse auf die Ebene hinauf. Komoot und meine Strassenkarte zeigten an, dass die Strasse nach der Abzweigung in Richtung Munson geteert sei. Ein riesengrosser Irrtum. Das war eine Schotterpiste, die ich grundlegend vermeide. Ich hatte die Wahl: umkehren und über Drumheller einen Umweg von 15 km mit nochmaligem steilem Aufstieg oder 7 km Rumpelpiste.
FF: Wie hast du dich entschieden?
DB: Fluchend rumpelte ich im Zickzack über die Holperstrecke. Ständig suchte ich die beste Wahl, wo ich die haltbarste Traktion habe auf dem Schlamm und Kies. Ich fragte mich, wie mir so ein Fehler unterlief. Nur der letzte Kilometer war geteert. Das reichte scheinbar aus, um die Karten zu täuschen.
FF: Wie änderte sich die Strasse?
Kettenriss
DB: Auf dem schnurgeraden Highway Nr. 56 wehte ein Seitenwind, der sich zum Gegenwind entwickelte. Nach einer Kreuzung fehlte der Seitenstreifen und zahlreiche Querrillen bereiteten dem Fahren mühe. Die Landschaft bestand aus vielen Hügeln und Landwirtschaft.
FF: Welche Probleme konfrontierten dich in Stettler?
DB: Das Registrieren über die Webseite des Campingplatzes war unmöglich, da die Adresse nur Kanada vorsah. Kurzum rief ich an und schaute schnell beim Gemeinschaftszentrum vorbei, um zu zahlen.
FF: Gefiel es dir so deutlich in Stettler, dass du einen Tag länger bliebst?
DB: Offen gesagt nicht, aber das Camping war günstig, das Wetter am nächsten Tag miserabel, die Bibliothek nahe und ich brauchte nicht zu hetzen. Ich hatte frühestens am Dienstag in Leduc zu sein. Somit füllte ich einige Akkus und bearbeitete weitere Fotos. Abends als ich ins Bett wollte, raschelte es unter dem Zelt sonderbar. Ich guckte nach und fand einen Salamander, der sich versteckte.
FF: Was war atemberaubend am nächsten Tag?
DB: Jedenfalls nicht die Strasse und die Landschaft. Erst wieder geradeaus auf der 56, dann bog ich links ab auf die 53 und pedalte wiederum geradeaus. In Bashaw überquerte ich wieder einmal die Geleise im Schneckentempo, schaltete einige Gänge hoch, jedoch ein Kettenglied riss auseinander und blieb im Führungsschlauch stecken. Das neue Kettenglied wollte nicht passen. Ich würgte, presste und drückte so viel ich konnte, doch alles half nichts. Zum Schluss feilte ich die beiden Enden zurecht, damit das neue Glied einschnappte. Erst nach 1 ½ Stunden kurvte ich mit frisch geölter Kette weiter. Hiermit verschob sich dazu mein Mittagessen und ich war reichlich hungrig.
FF: Wo hattest du wiederum Pech?
Schafft das Solatrike die letzte Strecke?
DB: Beim Campingplatz in Ferintosh. Der liegt an einem stinkenden See, doch war trotzdem proppenvoll. Es war ein verlängertes Wochenende wegen dem Labour Day (Tag der Arbeit), sonniges warmes Wetter und jeder zog raus zum Campieren. Ich strampelte einige Kilometer weiter zum nächsten Zeltplatz erfüllt mit Sorge, dass der voll sei und ich an irgendeiner Stelle übernachten müsse.
FF: War die Sorge berechtigt?
DB: Keinesfalls. Das Camping war komplett leer und ich hatte ganze Auswahl, wo ich mein Zelt hinstelle. Nur hatte ich nochmals eine gebrochene Speiche auszuwechseln. Ich hoffte, das Rad hält noch bis Leduc.
FF: Wie weit war das weiterhin?
DB: Nur eine Tagesetappe, aber die Speichenlöcher sind sowas von ausgeleiert, dass ich wie auf Eiern fahre, und jeder Schlag von der Strasse versetzt mir wiederum einen Schlag. Ich folgte der Nr. 21 weiter, montierte meine Rückspiegel wieder neu, die mir während der Fahrt auf die Strasse knallten, und rumpelte über die tausenden von Querrillen. Radam, Radam, Radam. Die letzten 19 km wurden zu einer Ewigkeit.
FF: Bist du und das Solatrike heil in Leduc angekommen?
DB: Letztendlich schon und der Campingplatz liegt ausnahmsweise ausserhalb der Stadt in einer stillen Gegend. Nicht wie alle anderen neben dem Highway und der Eisenbahn, die laut hupend vorbei donnert. Nur die landenden Flugzeuge lärmen ab und zu, da der internationale Flughafen von Edmonton hier stationiert ist. (Leduc hat nichts mit den Schweizer Sängern Lo & Leduc zu tun, meine ich jedenfalls.)
FF: Warum bist du trotzdem ein paar Tage zu früh angekommen?
Solatrike einstellen
DB: Ich plante noch einen ruhigen Tag zu benutzen, um alles Gepäck auszubreiten und durchzugehen, was ich mit nach Hause nehme, was hierbleibt und was weggeworfen wird. Einige Reparaturen fertigte ich dabei und die silberne Halterung vom Vordermotor erhielt endlich eine passende Bemalung in Schwarz und Gelb gestreift.
FF: Hattest du das Solatrike am Dienstag abgeliefert?
DB: Bislang nicht. Ich schaute erst einmal mit leerem Anhänger bei Renu Cycle vorbei, um dort mit Larry alles zu besprechen. Er vermag mir sogar in der Zwischenzeit einige Ersatzteile zu bestellen und wenn ich zurück bin, kann ich die Reparaturen bei ihm anfertigen.
FF: Da hattest du wieder ins Schwarze getroffen.
DB: Und wie! Larry ist die beste Wahl, die ich treffen konnte. Am
Mittwochmorgen packte ich alles ein, entschied mich, spontan die Wanderschuhe zu entsorgen und eine andere Jacke mitzunehmen. Bei Larry stellten wir den Anhänger quer in den Lagerraum und füllten
die Taschen wieder hinein. Das Trike kam nebenan, damit er es herumschieben kann, wenn er Kisten hervorholen muss. (Leider ist Larry unterdessen im Dezember 2024
gestorben.)
FF: Wie bist du weiter nach Edmonton gekommen?
DB: Alice, die Frau von Larry, fuhr ohnedies dahin und nahm mich sogleich mit. Ich nistete mich in der Jugendherberge ein und zog gleich los mit dem Bus zum Bahnhof. Der liegt einiges ausserhalb der Stadt und nicht einmal ein Bus hält dort. Ein zwanzigminütiger Fussmarsch brachte mich zum leeren Bahnhof. Da war niemand. Nur am Freitag und Samstag ist da wer. Ergo alles für nichts und ich musste das Zugticket online buchen. Klar hat die Registrierung für mein Profil nicht funktioniert.
FF: Was hast du dir in Edmonton angeschaut?
Edmonton
DB: Einige Kunstgalerien und die Art Gallery von Alberta, doch da ist das Gebäude selbst am sehenswertesten. Bei einer kleinen zeitgenössischen Galerie sind die Künstler alle durchgeschnappt, aber das ist noch lange keine Kunst. Die nehmen sich selbst viel zu wichtig und wissen trotzdem nicht, wer sie sind. Eine reine Katastrophe.
FF: Welche Katastrophe erreichte dich?
DB: Set dem Computerabsturz in Manila speicherte ich alle Daten auf der externen SSD-Karte, die zuvor im Laptop verbaut war. Für den Fall, dass der Computer wieder abschmiert. Das war aber ein Fehler, denn ein Chip dieser SSD hat sich ins Nirwana verabschiedet und alle meine Daten sind jetzt blockiert.
FF: Hattest du die nicht auf einer anderen Festplatte gespeichert?
DB: Logischerweise nicht! Ich bin zu blöd dazu und lerne scheinbar nichts daraus. Die Daten könnten gerettet werden. Das wird aber gewiss schrecklich teuer und braucht Zeit. Darum werde ich das erst zuhause erledigen lassen. Dies ist der Grund, warum alle Blogs, Fotos und Filme zu warten hatten mit der Veröffentlichung.
FF: Ich stelle mir vor, wie du geflucht hast.
DB: Diese Worte sparen wir uns hier. Ich besuchte dann das Royal Alberta Museum mit einer auserlesen Mineraliensammlung. Am letzten Tag fuhr ich mit dem Bus zum Wissenschaftsmuseum, doch vor der Türe entschied ich mich nicht noch einen sonnigen Tag im Museum zu verbringen. Darum brachte mich der Bus quer durch die Stadt und ich erfreute mich an den Orchideen und Bromelien im Botanischen Garten.
FF: Wie es dir auf der anschliessenden Bahnfahrt quer durch Kanada erging, erfahren wir im nächsten Blog.

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Passende Links dazu:
Stormy wind
Power Pen (PP): Why did you set off from Calgary?
David Brandenberger (DB): I really wanted to go to Drumheller.
PP: What's so special about it?
DB: It's home to the largest dinosaur museum in the world and the surrounding area is also worth seeing.
PP: Was the journey there a tough one?
DB: At first, I rumbled along the cycle path and was able to follow a river. When I reached the end, however, there was a barrier that I couldn't get through. After making a U-turn over grass and gravel, I had to cycle back a few kilometres.
PP: Was this the only obstacle?
DB: Not exactly an obstacle, but a terribly strong crosswind blowing from the right gave me a hard time. It was so strong that it almost blew off two of my panels. In the middle of the storm, I provisionally retied some zip ties. Just the day before, Dany told me that metal zip ties were now available. I could have used them. I rode endlessly straight on over the hills. Fortunately, my route turned left at Langdon, and I was able to enjoy a little tailwind. An even longer straight road followed. At Irricana I sat down on a park bench, exhausted from the wind, and enjoyed my lunch before pitching my tent in the campsite. I had enough wind for today.
PP: Did you then mount the panels even better?
Drumheller